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Edgar K. Geffroy: "Das Ende der Geschäftsmodelle – Neue Strategien für eine disruptive Welt" – Seite 2

Wo würden Sie diese Strategie-Entwicklung im Unternehmen ansiedeln?

Das ist Top-Level, in der Geschäftsführung. In einem größeren Unternehmen ist das entweder der CEO, der Inhaber oder Unternehmer. Das Thema ist Chefsache.

Wie wird sich die Digitalisierung auf die Personalentwicklung auswirken?

Das ist ein ganz spannendes Thema. Mit der CAREERS LOUNGE haben Sie ja schon ein wunderschönes Wort geprägt: der Wunscharbeitgeber. Ich glaube, dass der Wunscharbeitgeber in Zukunft eine zentrale Rolle spielen wird.

Die Aussagen sind grundsätzlich widersprüchlich, was den Personalmarkt der Zukunft anbelangt. Auf der einen Seite gibt es Zahlen, die besagen, dass qualifizierte Führungskräfte aufgrund der Digitalisierung und Automatisierung wegfallen werden. Zum Beispiel geht man davon aus, dass man irgendwann 90 Prozent der Steuerberater mit den klassischen Jobs von heute nicht mehr braucht. Das sind also keine einfachen Arbeiten mehr, sondern das sind durchaus anspruchsvollere Jobs, die wegfallen, aber durch Digitalisierung und Algorithmen ersetzt werden können.

Besuchen Sie den Vortrag von Edgar Geffroy "Das Ende der Geschäftsmodelle" beim Business Breakfast der CAREERS LOUNGE gemeinsam mit Computerwoche und CIO Magazin am 23. Oktober 2018 in München. Zur Anmeldung

Das setzt Mitarbeiter frei. Wenn man sagt, 40 Prozent der jetzigen Arbeitsplätze, dann kann man sich die Zahl schon vorstellen, das ist ein Horrorszenario. Die zweite Zahl ist ebenfalls interessant: 2030 fehlen 5 Millionen Fachkräfte. Uns fehlen jetzt schon Fachkräfte, aber in Zukunft fehlen uns noch viel mehr und das bedeutet einen erheblichen Wirtschaftsschaden, der dadurch angerichtet werden könnte.

Auf der einen Seite fehlen uns jeden Tag mehr Fachkräfte und auf der Seite werden immer mehr Jobs freigesetzt durch einfache Arbeiten. In dieser Diskrepanz leben wir offensichtlich, d. h. die Frage wird sein: Kriegen wir eigentlich die Leute, die freigesetzt werden, umgeschult in die Jobs, die fehlen? Die Antwort wird eine Qualifikationsoffensive sein. Was die Politik aus meiner Sicht in dem Maße nach noch gar nicht erkannt hat. Das muss zu einer Qualifikationsoffensive führen, denn sonst haben wir ein riesiges Drama. Wir haben dann immer mehr Leute und so klappt unser ganzes Wirtschaftssystem und unser Sozialsystem zusammen. Wer wird denn die Sozialkosten noch tragen, wenn die Roboter arbeiten?

Diese Aufgabe kann man sicher nicht nur an die Politik delegieren. Würden Sie es auch Unternehmen empfehlen, in puncto Qualifizierung aktiv zu werden?

Ja klar, sie müssen sich genau mit dieser Thematik auseinandersetzen. Die Schere geht immer weiter auseinander zwischen den Jobs, die wir nicht mehr brauchen, weil sie automatisiert werden, und den Jobs, die wir dringend brauchen, für die wir keine Leute haben. Das ist die Crux, in die wir jeden Tag ein bisschen mehr hineinlaufen.

Ich will auch bei dem Buch relativ nahe dranbleiben, sich unter Wirtschaftsgesichtspunkten grundsätzlich vom Geschäftsmodell und von der Strategie her aufzustellen. Gleichzeitig hat das enorme Auswirkungen auf die Gesamtentwicklung in der Wirtschaft. Und diese Trends haben auf das Personal natürlich extremen Einfluss.

Wie können Unternehmen sich so aufstellen, dass sie ein Wunscharbeitgeber sind?

Ein Wunscharbeitgeber muss eine Mitarbeiterstrategie entwickeln. Ich behaupte, 99 Prozent der Unternehmen haben keine schriftlich ausformulierte Mitarbeiterstrategie. Sie haben vielleicht eine Geschäftsstrategie, aber keine Mitarbeiterstrategie. Insofern ist die wichtigste Herausforderung, eine einzigartige Mitarbeiterstrategie zu entwickeln, mit der sie in der Lage sind, zu einem Wunscharbeitgeber zu werden.

Im Oktober halten Sie in München beim Business Breakfast, das die CAREERS LOUNGE zusammen mit der Computerwoche und dem CIO Magazin veranstaltet, einen Vortrag mit dem Titel "Raus aus der Zufriedenheitsfalle – Neue Strategien in der digitalen Welt". Welche wichtigen Thesen werden Sie in Ihrer Keynote beleuchten?

Den zentralen Input aus dem Buch "Das Ende der Geschäftsmodelle". Ich zeige, warum es notwendig ist, in dieser Welt neue Strategien zu entwickeln. Ich werde die Quintessenz aus dem Buch vorstellen. Ich halte den Vortrag jetzt schon seit ein paar Tagen.

Wie ist die Resonanz auf Ihren neuen Vortrag?

Die Reaktionen sind überproportional gut, positiver noch als sonst. Die Leute in meinem Vortrag waren teilweise sichtlich geschockt und motiviert, auch inspiriert. Genauso ist die Reaktion auf das Buch. Das war bei Amazon auf drei Bestsellerlisten schon auf Platz 1 und 2 – und das zum Start!

Also ein richtig heißes Thema.

Ja. Die Reaktionen aus allen Kanälen spiegeln wieder, dass ich das richtige Thema getroffen habe. Ich habe den Eindruck, dass das ein bisschen in der Luft gelegen hat und dass ich das jetzt mit dem Buch artikulieren kann. Dass die Leute spüren, es geht nicht mehr so weiter wie bisher.

Also es liegt etwas in der Luft, dass sich etwas dramatisch verändern wird. Und dass die Unternehmen auch dramatisch etwas ändern müssen.

Genau.

Herr Geffroy, vielen Dank für das interessante Gespräch!