Exklusiv-Interview mit Paul Johannes Baumgartner (Teil 1)

CAREERS LOUNGE präsentiert: Paul Johannes Baumgartner (Teil 1)

Paul Johannes Baumgartner zählt zu den Top 100 Speakern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sein erstes Buch „Begeistere und gewinne“ erschien 2009, sein zweites „Das Geheimnis der Begeisterung“ 2014. Baumgartner ist zudem Moderator bei ANTENNE BAYERN, Deutschlands erfolgreichster Privatradiostation. In seiner Sendung erreicht er über 1 Million Hörer pro Sendestunde. Zu seinem Kundenstamm als Speaker, Berater und Trainer zählen sowohl namhafte Mittelständler als auch große Konzerne wie Audi, BMW und Microsoft. Er ist Referent an diversen Akademien und Hochschulen, unter anderem an der TU München, der Uni Augsburg und der Business-School St. Gallen.

CAREERS LOUNGE präsentiert Personalities: Paul Johannes Baumgartner — "Don´t bore us, get to the chorus."

CAREERS LOUNGE: Herr Baumgartner, Sie plädieren für mehr Begeisterung in Führung, Marketing und Vertrieb. Wie hoch ist der Stand der Begeisterung in deutschen Unternehmen?

Paul Johannes Baumgartner: Formulieren wir es mal so: Es gibt große Leuchttürme und es gibt hoffnungsvolle kleinere Lichter. Das Gute ist, dass man es als Unternehmer oder Führungskraft selbst in der Hand hat, wie die Stimmung in der Mannschaft ist.

Woran liegt es, dass in manchen Unternehmen die Stimmung nicht ganz so gut ist?

Es wäre an dieser Stelle ein Leichtes, mit dem Finger auf die Führungskräfte zu zeigen, aber das wäre zu kurz gesprungen. Außerdem hat Führungskräftebashing noch nie weitergeholfen. Warum das Thema Begeisterung bei dem ein oder anderen nicht so im Fokus steht, hat in erster Linie mit der Konjunktur zu tun. Der Wirtschaft geht's gut, die Auftragsbücher sind voll, es läuft. Bei vielen Firmen liegt Priorität 1 erst mal darauf, alles abzuarbeiten. Wir müssen nur aufpassen, dass wir vor lauter Wachstum nicht das Wesentliche aus den Augen verlieren, nämlich die Motivation der Menschen in den Unternehmen.

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Was brauchen Führungskräfte, um Begeisterung bei ihren Mitarbeitern zu entfachen?

Die Kurzfassung? Bezahlt sie fair, treibt keine Spielchen mit ihnen und kommuniziert mit ihnen wertschätzend. Damit wäre erstmal schon vielen geholfen.

Und die Langfassung?

Die Boston Consulting Group hat in einer neuen Studie weltweit insgesamt 366.000 Berufstätige gefragt, was ihnen im Job am wichtigsten sei. Ergebnis: Für die deutschen Befragten stehen Wertschätzung und ein gutes Verhältnis zu Kollegen ganz oben. Das Gehalt folgt erst auf Platz 6. Und das ist nicht nur ein deutsches Phänomen, es entspricht dem globalen Trend: Die "weichen" Faktoren sind wichtiger als die Bezahlung.

Kann es sein, dass der Begriff der Wertschätzung einfach für viele Führungskräfte zu diffus ist, nicht greifbar?

Ich glaube, ich kann weiterhelfen: Wertschätzung ist die Antwort auf die Frage: "Wie gehen wir miteinander um?". Sie zeigt sich im respektvollen Umgang mit dem anderen. Wertschätzung ist, dem anderen das Gefühl zu geben, dass er gesehen wird. Nebenbei ein Grundbedürfnis, das auch Führungskräfte haben.

Ein Beispiel: Nach einem meiner öffentlichen Vorträge, kam die Angestellte eines Orthopädieunternehmens auf mich zu und es sprudelte nur so aus ihr heraus: "Herr Baumgartner, Sie haben mir aus der Seele gesprochen!" Auf meine Nachfrage, was genau sie denn so berührt habe, antwortete sie: "Das Thema Wertschätzung! Schauen Sie mal, was mein Chef für mich gemacht hat". Dabei nestelte sie aus ihrem Portemonnaie eine Annonce aus einer Tageszeitung hervor, die ihr Chef anlässlich ihrer 20-jährigen Firmenzugehörigkeit geschaltet hatte. Die Anzeige war mit ihrem Bild, ihrem Namen und einem persönlichen Text gestaltet. Ich sagte begeistert zu ihr: "Mensch, das ist ja großartig! Die Annonce müssen Sie sich unbedingt einlaminieren, die ist ja schon total zerknittert!". Sie: "Nicht nötig. Ich habe die ganze Auflage aufgekauft!".